Weisheiten

Eines Tages werde ich alt sein.

Das mache ich Morgen oder irgendwann mal will ich dies oder jenes tun – wie oft schieben wir Dinge auf oder vor uns her und wie oft finden wir tausend Gründe, etwas dann doch nicht zu tun? Wir könnten, sollten, müssten….. Konjunktive sind eine unserer Spezialitäten und oft bleibt es dann dabei, dass wir gerne etwas gemacht hätten.

Ich will eine Auszeit und ich will erleben, was der Jakobsweg mit mir macht, wenn ich 6-8 Wochen mit mir alleine unterwegs bin und deshalb habe ich eine Entscheidung getroffen. ICH NEHME MIR EINE AUSZEIT.

Ich persönlich denke, dass es generell nur darum geht Entscheidungen zu treffen und es ist dabei nicht entscheidend, ob Sie „richtig“ oder „falsch“ sind. Zum Zeitpunkt einer Entscheidung können wir meist nicht wissen, ob sie sich am Ende als positive oder negative Erfahrung herausstellen wird, aber so oder so wird uns eine Entscheidung immer um eine Erfahrung reicher machen.

Ist also nicht jede Entscheidung auch ein Gewinn für uns? Mussten wir z.B. als Kinder nicht auch die eine oder andere schmerzhafte Erfahrung machen, um etwas daraus lernen zu können, und waren diese schmerzhaften Erfahrungen deshalb weniger lehrreich als die guten und schönen? Ich glaube, sie waren alle wertvoll für uns und haben in der Summe auch alle zu unserer Persönlichkeitsentwicklung beigetragen. Wir sind die Summe unserer Entscheidungen und der damit verbundenen Erfahrungen und sie machen uns genau zu dem Menschen, der wir heute sind.

In meinem Beitrag „Sorge für dich, als wärst du die Liebe deines Lebens“ habe ich zum Beispiel über die Zeit berichtet, als bei mir MS diagnostiziert wurde und damals ist für mich sicherlich auch eine Welt zusammengebrochen und ich hatte furchtbare Angst und damals auch viele schmerzhafte Tage und Wochen. Aus damaliger Sicht würde ich sagen, es war eine der schlimmsten Erfahrungen, die ich machen musste und aus heutiger Sicht würde ich sagen, es war eine der besten! Heute kann ich sehen, wie wertvoll diese schwierige Zeit für mich war und was sie aus mir gemacht hat. Ich war einer dieser oberflächlichen Typen und hatte mit 26 Jahren relativ früh die Chance, noch einmal darüber nachzudenken, ob ich genau so durchs Leben gehen will oder ob ich auch bereit bin, etwas mehr in die Tiefe zu gehen. Ich bin zwar oft ziemlich „verkopft“ und mache mir sicher auch (zu) viele Gedanken, aber auf der anderen Seite bin ich froh, dass ich heute bereit bin, mich mit mir und meinen Themen auseinanderzusetzen.

Die Poetry-Slammerin Julia Engelmann hat den wunderbaren Text „Eines Tages, Baby, werden wir alt sein“ geschrieben, aus dem ich im Folgenden zwei Passagen zitieren und gleichzeitig den gesamten Text zu meinem heutigen Lesetipp machen möchte:

„Und eines Tages, Baby, werden wir alt sein. Oh Baby, werden wir alt sein,
und an all die Geschichten denken, die wir hätten erzählen können.

Also lass uns doch Geschichten schreiben,
die wir später gern erzählen.

Ich glaube, am Ende bereut man eher die Dinge, die man nicht getan hat und in diesem Sinne mache ich mich auf den Weg und ob dieser Weg nun „richtig“ oder „falsch“, „gut“ oder „schlecht“ ist, spielt überhaupt keine Rolle! Es ist mein Weg und damit verbunden viele Erfahrungen, die ich machen werde und die mich wieder ein Stück weit prägen und zu dem Menschen machen, der ich danach sein werde.



6 Kommentare

  • Friederike

    Lieber Andreas, leider haben wir es nicht mehr geschafft, Dir persönlich im Roccaforte „Tschüss“ zu sagen. Wir wünschen Dir alles Gute auf Deinem Weg, viele Inspirationen, Gesundheit, Glück und Liebe! Wir denken an Dich, bis dann, Friederike ?????????

  • Falk Yvonne

    Tolle Seite! Freue mich mit dir und bin gespannt was du schreiben wirst… Alles Gute und viel Spaß auf deinem Weg. Yvonne ( Mitarbeiterin deines neuen Zahnarztes)☝️?‍♀️

  • Steffen Gauweiler

    Hi Andreas, auch von mir noch ein Buen Camino auf die letzten Meter vor deinem großen Abenteuer und ein schlauer Spruch noch hinterher der denke ich ganz gut passt zudem was dich erwartet, gegen das du kämpfst oder dir wünscht.
    „Einsamkeit ist Unabhängigkeit. Ich hatte Sie mir gewünscht und mir erworben in langen Jahren. Sie war kalt, o ja, sie war aber auch still, wunderbar still und groß wie der kalte stille Raum, in dem die Sterne sich drehen.

    Aus „Der Steppenwolf“ von Hermann Heese

    Und wir sehen und hören und dann nach deinem Trip hoffentlich hier im schönen Norden mit vielen neuen Geschichten und Erfahrungen.

    Grüsse und Ahoi Stef

  • Liebeskind Martin

    Hallo Herr Fischer, wir kennen uns nicht persönlich.
    Ich bin ein Nachbar ihres Vaters.
    Ich lese mit sehr viel Spannung, Genuß und Interesse Ihre Geschichten.
    Sehr toll geschrieben. Kommen Sie heil an und möge dies Ihr Weg sein.
    Martin Liebeskind, Landau

  • Peter Höfele-Krupka - INKA-Lieferer

    Lieber Andreas,
    ich erlaube mir, dich so anzusprechen. Wir haben uns vorgestern im Café am Markt unterhalten, als ich meine übliche INKA-Auslieferung hatte – wieder mal ohne deine Boutique zu besuchen 😉 Aber das nur nebenbei.
    Was ich hier sagen möchte ist, dass ich von deinem Blog, deinen Berichten, sehr sehr beeindruckt bin, weil es nicht alleine ein „Reisebericht“ ist, den ich bis jetzt noch gar nicht gelesen habe, sondern weil er auch Dinge vermittelt, die nicht nur deinen Entschluss erklären, sondern auch allgemein lebenswichtig sind, das eigene Leben betreffen, das Denken darüber beeinflussen. Es liest sich wie ein Roman, der einem die Augen öffnet, und/oder die eigenen Gedanken bestätigt.
    Meine Tochter, 26 Jahre alt, bisher ein eher „Commercial-Girl :-), beabsichtigt nun eine Hilfsorganisation in Mombasa mit ihrer Tätigkeit am Ort zu unterstützen. Es wird sie weiterbringen in ihrer Lebensgestaltung, ich unterstütze sie auch in dieser Bemühung, und habe ihr als „Anregung“ nunmehr den Link auf deinen Blog gesendet, da in ihm sehr viel Gedanken für ein bewusstes Leben drin stecken, was sie gerade erkennen möchte. Vielen Dank für deinen Blog und alles Gute

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