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15. Tag
Verletzungsbedingter Aufenthalt in Santander Ich hänge durch und (Selbst)Zweifel machen sich in mir breit. Das linke Bein ist annähernd schmerzfrei, nur das Rechte ist noch immer nicht in Ordnung und beim Gehen scheine ich automatisch eine Schonhaltung einzunehmen, da sich jetzt nach wenigen Metern auch noch das rechte Knie zu Wort meldet. Mittlerweile ist noch eine leichte Erkältung hinzu gekommen und irgendwie bin ich einfach nur erschöpft. Ja, Erschöpfung ist so eins dieser Worte, die ich an mir schwer akzeptieren kann und vor der ich auch immer wieder flüchte. Was ist das genau, was mir dabei so angst macht? Fünf Jahre habe ich zuletzt durchgearbeitet und in dieser Zeit lediglich…
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14. Tag
Verletzungsbedingter Aufenthalt in Santander Ich hatte einen wunderschönen Tag in Santander und heute durfte ich einfach nur sein und deshalb habe ich beschlossen diesen Tag für mich alleine zu behalten. Ihr bekommt dafür heute ein kleines Fotoalbum und einen Link zu einem Musikstück. Lasst das Lied laufen und schaut Euch die Fotos an dann bekommt Ihr eine Idee, wie Santander auf mich gewirkt hat. Notiz am Rande: die Unterschenkel werden aktuell nur unwesentlich besser.
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13. Tag
Verletzungsbedingter Aufenthalt in Santander Was sich bereits abgezeichnet hatte ist nun eingetroffen, ich kann aktuell nicht weiterlaufen und lege daher in Santander eine Erholungspause ein. Wie lange diese Pause nötig wird, ist im Moment nicht absehbar. Beide Beine sind zu schmerzhaft, als dass ich den Schmerz ignorieren könnte. Da ist sie also nun, meine nächste schwierige Etappe und Lektion. Wie sehr habe ich mich davor gefürchtet und wie machtlos bin ich gleichzeitig. Hier geht es auch mit unbedingtem Willen und Ehrgeiz keinen Schritt weiter. Ein Umdenken ist also angesagt und ich denke es geht für mich an diesem Punkt nur mit der Annahme der aktuellen Situation weiter. Ja, ich war…
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12. Tag
Güemes – Santander 15 Km (5,5 Stunden) Nachdem ich schon gestern starke Schmerzen an den Außenseiten der Unterschenkel hatte, zog ich heute in Erwägung einen weiteren Tag in Güemes zu bleiben. Nach dem Frühstück am Morgen testete ich also vor der Herberge meine Beine und lief ca. 10 Minuten auf und ab und stellte freudig fest, dass die Schmerzen nur noch unwesentlich vorhanden waren. Ich entschied mich also den Weg nach Santander in Angriff zu nehmen, da er mit nur 15 Km Gesamtstrecke zudem zu einer der kürzeren Etappen zählt. Ich lief heute relativ spät los und war dadurch alleine unterwegs, was ich sehr genoss. Ich war relaxt und sehr…
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11. Tag
Laredo – Güemes 30 Km (24 zu Fuß, 6 mit dem Bus) 8,15 Stunden Was für ein intensiver Tag heute und Konfrontation mit meinen zwei großen Themen „Loslassen“ und „Härte gegen mich selbst“. Gestern zeichnete sich ja bereits ab, dass ich mir wohl an beiden Unterschenkeln eine Sehnenentzündung zugezogen habe und heute Morgen waren diese Schmerzen leider immer noch sehr präsent. Was sollte ich also tun bzw. was wäre die richtige Entscheidung und was ging mir alles durch den Kopf? Mein erstes Thema war der unbedingte Wille den Weg fortsetzen zu wollen bzw. mein Problem eigene Schwächen nicht akzeptieren zu wollen. Mein Kopf wollte unbedingt, aber mein Körper (in diesem…
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10. Tag
Rioseco – Laredo 20 Km (4,5 Stunden) Heute habe ich mein Versprechen an mich gehalten und bin mit 20 Km eine verhältnismäßig kurze Strecke gelaufen. Mittlerweile habe ich allerdings in beiden Unterschenkeln eine Sehnenentzündung und kann mich nur noch unter Schmerzen fortbewegen. Es wird leider immer wahrscheinlicher, dass ich einen Ruhetag einlegen muss damit die Entzündung wieder abklingen kann oder es benötigt ein größeres Camino Wunder. Heute hatte ich einen Tag für mich alleine, da ich die gesamte Etappe ohne Begleitung gelaufen bin und nach Ankunft in Laredo auch am Sandstrand alleine verbracht habe. Irgendwie war ich heute auch etwas leer, erst am Strand kamen dann ein paar Glücksgefühle in…
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9. Tag
Pobeña – Rioseco 38 km 9,5 Stunden Manchmal muss es einfach nur dunkel werden damit wir die Sterne besser sehen können. Nachdem ich gestern meinen ersten Tiefpunkt hatte, startete der heutige Tag direkt mit Sonnenschein und atemberaubenden Aussichten. Die Etappe führte heute mehr oder weniger komplett an der Küste entlang und bescherte dazu heute Morgen auch noch Kaiserwetter. Ich startete zusammen mit der Österreicherin Isabelle in den Tag und schnell waren wir auf Wolke sieben und die Anstrengungen des gestrigen Tages waren schnell vergessen. Was wir heute geboten bekamen lässt sich nur schwer in Worte packen, aber es fühlte sich an wie das Paradies. Relativ schnell war deshalb auch das…
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8. Tag
Bilbao – Pobena 26 Km (6 Stunden) Nachdem noch vor wenigen Tagen die Königsetappe anstand, gab es heute für mich die „Mörder“ Etappe. Vorweg, ich bin körperlich völlig am Ende und habe heute mal so richtig gelitten. Während es am Morgen noch mit einem leckeren Frühstück startete und auch der Beginn in Bilbao mit dem Guggenheim Museum noch absolut sehenswert war, wurde es zunehmend immer schwerer für mich. Schon früh hatte ich Schmerzen in Hüfte, Beinen und Füßen und im Prinzip kam ich heute nie in einen flüssigen Gehrhythmus. Ab Kilometer 5-6 war es schon sehr unangenehm für mich und es ging heute die komplette Strecke über Asphalt. 26 km…
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7. Tag
Eskerika – Bilbao 22 Km 5,5 Stunden Das Glück reißt einfach nicht ab und jeden Tag werde ich hier mit den tollsten Menschen und Erlebnissen beglückt. Der Reihe nach, ich wurde kurz nach 6:00 Uhr wach und hatte den Impuls mir heute eine kleine Auszeit in Bilbao zu gönnen. Ich schaute also kurzerhand bei booking.com nach und fand ein sehr ansprechendes Zimmer mit Einzelbett und eigenem Bad und ohne groß darüber nachzudenken klickte ich auf „buchen“. Nach dem Frühstück stand ich vor der Pilgerherberge und war schon bereit zum Starten, als ich ein letztes Mal auf die Unterkunft blickte. In diesem Moment sah ich den jungen Maurice mit seinen Rastazöpfen…
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6. Tag
Zenerruza – Eskerika 28 Km (7 Stunden) Nach der Königsetappe gestern war ich körperlich am Ende und ich wusste heute Morgen ehrlich gesagt nicht, ob ich überhaupt los laufen sollte und hatte anfangs entsprechend erstmals ein kleines Tief. Nach dem Gewaltmarsch am Vortag ging ich gegen 21:45 Uhr ins Bett und schlief tief und fest, zumindest solange bis meine Bettnachbarin ihren Rucksack für die heutige Etappe packte. Dafür fuchtelte sie mit ihrer Stirnlampe rum und schien mir mit ihrer Lampe direkt in die Augen. Aus dem Tiefschlaf gerissen suchte ich auf meinem Handy nach der Uhrzeit und war zugegebenermaßen doch etwas überrascht. Die junge Italienerin packte tatsächlich um 5:30 Uhr…