• Jakobsweg

    Ankunft in Santiago

    14:03 Uhr, ich biege um die Ecke und erreiche nach zwei Wochen erneut die Kathedrale von Santiago.14:08 Uhr, eine Nachricht plopped auf meinem Handy auf. Es ist Linda aus Holland und sie fragt, wie es mir geht und wann ich Santiago erreichen werde. Linda, der niederländische Engel, der einen erheblichen Anteil daran hat, dass ich heute überhaupt noch auf dem Camino unterwegs war.Sie schreibt mir, dass sie Probleme mit den Füßen hat und deshalb langsamer gehen muss und wahrscheinlich erst am morgigen Dienstag in Santiago ankommen wird.Sie meint ich hätte Recht gehabt, als ich zu ihr sagte, dass wir nie wissen, ob und wann wir Santiago erreichen werden. Linda war…

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    Niemals geht man so ganz

    Heute Morgen verließ ich meine Unterkunft gegen 8:00 Uhr und irgendwie schwang da bereits etwas Wehmut mit, weil ich voraussichtlich Morgen Santiago erreichen werde. Ich habe ein wenig Angst vor der Ankunft, weil ankommen wieder einmal bedeutet zurück in diese andere Welt zu gehen. Eine Welt, die sich meiner Meinung nach aktuell global in einem Transformationsprozess befindet. Ein Transformationsprozess, den ich sehr bewusst erlebe und der mich die letzten Monate viel Energie gekostet hat. Morgens war es heute anfangs sehr frisch und ich startete wie so oft alleine auf meine vorletzte Etappe. Ich konnte der Sonne beim Aufgehen zuschauen und die friedliche Stimmung um mich herum wahr nehmen und genießen.  Ich…

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    Manchmal sind wir auch selbst der Engel für andere Menschen.

    Am Morgen startete ich noch leicht verschlafen von der Albergue in Pontevedra und anfangs war es auch noch etwas klamm und frisch. Dennoch war schnell zu erkennen, dass es heute wieder ein schöner Tag werden würde und so war die anfängliche Müdigkeit auch schnell verflogen. Nach einiger Zeit sah ich ca 50 Meter vor mir eine jüngere, hübsche Frau mit ihrem Rucksack laufen und nur wenige Meter hinter ihr ein Mann ohne Rucksack und komplett in schwarz gekleidet.Er hatte irgendetwas an sich, was nicht stimmig auf mich wirkte und so beschloss ich etwas zügiger zu laufen, um auf die junge Pilgerin aufschließen zu können. Ich stellte mich ihr kurz vor…

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    Manchmal können wir sogar unserem Engel begegnen.

    Erinnert ihr euch noch, als vor ein paar Tagen alles schief ging und ich am Ende des Tages aus Versehen eine Unterkunft in dem Ort gebucht hatte, aus dem ich gerade gekommen war? Wäre ich an diesem Abend nicht in einer Unterkunft angekommen, in der ich mich so wohl gefühlt hatte, hätte ich meinen Camino wohl an dieser Stelle beendet. Am Ende blieb ich zwei Tage in Viano da Castelo und von da an hatte ich meinen Wendepunkt. Ich konnte die innere Wut und Trauer hinter mir lassen und fühle mich seitdem voller Liebe und Zuversicht. Gestern habe ich euch erzählt, dass ich auf halber Strecke zum ersten Mal eine…

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    Vorübergehend den inneren Frieden gefunden

    Was für eine Etappe gestern.11 Stunden und 40 Kilometer ging es für mich von Oia nach Vigo.Ich bin morgens um 8:00 Uhr gestartet und obwohl ich am Anfang noch etwas verschlafen war, habe ich schnell meinen Rhythmus gefunden.Ich hatte Spaß und vor allem lief ich mit innerer Ruhe.Ganz bei und mit mir selbst lief ich bereits am Vormittag viele Kilometer.Nach einer Kaffeepause wollte dann mein geschwollener rechter Fuß nicht mehr so recht in Bewegung kommen und so sprach ich an den Felsen den Pilger Bruder Stefan an, ob er vielleicht eine entzündungshemmende Salbe für mich im Rucksack hätte. Er hatte und gab sie mir bereitwillig und fragte gleichzeitig, ob er…

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    Auf und nieder, immer wieder.

    Die heutige Etappe von Caminha nach Oia konnte sich nicht so recht entscheiden, ob sie schön sein wollte oder doch eher ein Fressen für den inneren Schweinehund war.Am Morgen durfte ich mit den beiden Jungs Benedikt und Jakob von der Unterkunft in Caminha aus starten und nachdem wir mit dem Taxiboot nach Spanien übergesetzt waren, machten wir uns zu dritt auf den heutigen Weg.Kaum waren wir unterwegs, kam auch schon der erste heftige Regenschauer, der sowohl unsere Schuhe als auch unsere Kleidung komplett durchnässte.Früh am Morgen mit nassen Klamotten und Schuhen aufzubrechen ist schon eine Herausforderung und auch im weiteren Verlauf des Tages sollte sich Regen und Sonnenschein ständig abwechseln.Mal…

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    Vielleicht ist es doch Liebe auf den zweiten Blick.

    Was für ein schöner Tag heute!Ich bin 9 Stunden und 26 Kilometer von Viano do Castelo nach Caminha gelaufen. Ich startete um 8.15 Uhr und wie so oft gingen mir viele Dinge durch den Kopf und obwohl ich die gleiche Strecke bereits vor zwei Tagen gelaufen war, konnte ich mich anfangs nicht wirklich an den Streckenverlauf erinnern. Nach 15 Minuten wurde es mir bewusst und es war, als hätte jemand einen Schalter umgelegt.Endlich konnte/durfte ich loslassen und ganz im Hier und Jetzt ankommen und die Wunder der Natur genießen. Das war also der Grund, warum ich vor zwei Tagen beim „Monopoly des Lebens“ wieder auf Start gesetzt wurde. Heute hatte…

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    Manchmal fallen wir, um anschließend aufgefangen zu werden.

    Wie bereits berichtet, habe ich am Ende des gestrigen Tages versehentlich online eine Unterkunft genau an dem Ort gebucht, an dem ich wenige Stunden zuvor gestartet war. Da stand ich nun und konnte nicht glauben, dass mir so etwas passieren konnte und mir war schnell klar, dass ich den Weg nicht mehr zurücklaufen würde. Also fragte ich im Café gegenüber der Bushaltestelle, ob es einen Bus zurück nach Viana do Castelo gäbe und der Wirt antwortete mir um 18:00 Uhr. Kurzerhand bestelle ich mir einen Kaffee und warte bis kurz vor 18:00 Uhr, dann stelle ich mich an die Haltestelle auf der anderen Straßenseite. 18:05 Uhr, immer noch kein Bus.…

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    Zur falschen Zeit am falschen Ort?

    Manchmal ist man einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.Der Camino Portuguese und ich, das scheint nicht zu passen. Gestern Abend bin ich völlig durchnässt in Viano do Castelo angekommen und es hat auch abends nicht aufgehört zu regnen, so dass ich nicht mal irgendwo essen gehen konnte. Obwohl ich wusste, dass ich heute ausschlafen kann, war ich schon kurz nach 6 Uhr wach. Ich wollte weg, weg von hier und wohl auch weg von mir. Ich überlegte, zurück nach Porto zu fahren und aus dem Camino vielleicht einen Städtetrip zu machen. Am späten Vormittag machte ich mich mit meinem Rucksack auf den Weg in die Stadt und hatte bereits…

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    Es graut so grau

    Morgens um 8.30 Uhr irgendwo in Portugal am Atlantik. Es ist grau und ich glaube, das spiegelt mein momentanes Innenleben sehr gut wider. Wie Loriot es jetzt beschreiben würde: Es ist eine Mischung aus Mausgrau, Steingrau, Aschgrau und einem frischen Mittelgrau.Ich hatte eine gute Nacht und mein Wunsch, allein in dem Viererzimmer zu schlafen, ging in Erfüllung. Doch heute Morgen waren wieder diese Zweifel da und wie eingangs beschrieben, schien alles irgendwie grau zu sein. Wieder keine Menschenseele unterwegs und so trottete ich vor mich hin, Schritt für Schritt. Zu meiner Überraschung machte sich die verspannte Plantarsehne am rechten Fuß nur dezent bemerkbar und so konnte ich fast normal laufen.…