21. Tag
Colombres – Llanes 25 Km (7,5 Stunden)
Es war heute eine von Anfang bis Ende atemberaubende Etappe mit wunderschönen Aussichten entlang der Küste von Colombres nach Llanes und körperlich wieder einmal eine große Herausforderung. Die außergewöhnlichen Belastungen, denen wir uns hier täglich aussetzen, fordern ihren Tribut und verlangen uns so einiges ab. Schmerzfrei gibt es hier nicht und so wird hier auch viel Körperpflege betrieben. Wunden werden versorgt und die Muskulatur wird gedehnt und massiert. Große Blasen werden z. B. mit einer Nadel durchstochen und der Faden verbleibt anschließend dabei als Drainage in der Blase und wird keimfrei abgeklebt, so dass die Flüssigkeit aus der Blase ablaufen kann und gleichzeitig das Infektionsrisiko so gering wie möglich gehalten wird. Wir haben oft wandernde Schmerzen und so gilt es täglich eine Bestandsaufnahme zu machen und zu schauen welcher Körperteil aktuell unsere Aufmerksamkeit am meisten benötigt. Ein guter Tag wird mittlerweile auch nicht als selbstverständlich hingenommen sondern wir wissen es zu schätzen, wenn wir längere Zeit schmerzfrei gehen können. Ein schmerzfreier halber Tag ist auch keinesfalls eine Garantie, dass der komplette Tag ohne Probleme gegangen werden kann. So ist es insgesamt ein Zusammenspiel von Geist und Körper und beides beeinflusst sich dabei gegenseitig.
Heute startete ich wieder mit Emma aus Finnland die Etappe und nach ca. einer halben Stunde gesellte sich der Schotte Wayne zu uns dazu und so liefen wir heute als Dreiergespann die 25 Kilometer an der Küste entlang. Nachdem ich nun zwei komplette Tage mit Emma verbracht habe kam tatsächlich heute kurzzeitig so etwas wie Eifersucht auf, als Wayne und Emma sich länger gut unterhielten. Ich fand es eine interessante Beobachtung an mir und schnell konnte ich mich auch wieder von diesem Gefühl befreien. Wollte ich tatsächlich die volle, alleinige Aufmerksamkeit von Emma oder hatte ich einfach nur angst davor einen liebgewonnenen Menschen wieder zu „verlieren“? Es wäre sehr egoistisch einen Menschen für sich alleine beanspruchen zu wollen und außerdem können wir Menschen gar nicht verlieren. Sie sind immer da und auch die Zeit, die wir mit einem Menschen verbracht haben verbleibt immer in unseren Erinnerungen. Genauso verhält es sich mit unseren Beziehungen, die irgendwann mal evtl auseinander gehen. Die gemeinsame Zeit wird nie verloren gehen, sie bleibt immer in uns bestehen.
Fazit des Tages: Wir sollten uns gleichermaßen um unseren Geist und Körper kümmern denn beide „Systeme“ beeinflussen sich gegenseitig.
Memo an mich: Menschen kommen und gehen und betrachte jede Begegnung dabei als ein Geschenk.