Jakobsweg

38. Tag

Carballedo – Sobrado dos Monxes 31 Km (8 Stunden)

Heute geschah schlichtweg unmenschliches und mir ist bislang selbst nicht klar, wie dies überhaupt möglich war. Ich lief heute zunächst 20 Km mit heftigsten Schmerzen im rechten Schienbein, konnte anschließend 6 Kilometer bei einem Spanier im Auto mit fahren und lief anschließend nach einer Stunde Pause nochmals 5 Kilometer bis ich schließlich am Kloster in Sobrados dos Monxes ankam. Die heutige Etappe verlief über 31 Kilometer und auf der gesamten Strecke lag eine einzige Bar und sonst nichts. Wir liefen kilometerweit, ohne auch nur einer einzigen Person zu begegnen und dass der Spanier im Auto tatsächlich anhielt und mich sechs Kilometer weiter im einzigen Ort mit Bar absetzte grenzt ebenso an ein Wunder, wie die Tatsache, dass es mir heute gelang sieben Stunden und insgesamt 24 Kilometer zu Fuss zurück zu legen. Die letzten Kilometer hatte ich bei jedem Schritt das Gefühl, dass jeden Moment mein Schienbein brechen könnte. Mit welcher Kraft der heutige Weg machbar war, ist für mich nicht erklärbar. Objektiv betrachtet ist es aktuell nicht mehr möglich mich weiter zu Fuss fortzubewegen. Vielleicht trifft es sich dabei gut, dass ich heute in einem Kloster übernachte und wenn möglich, werde ich später auch noch die Messe der Mönche besuchen.

Es sind jetzt noch 59 Kilometer bis Santiago und ich benötige wirklich ein Wunder, wenn ich weiter zu Fuss nach Santiago kommen soll. Ich habe das Gefühl, dass hier für mich das Ende erreicht ist. Ich gebe nicht auf, aber ich lass es nun geschehen und schaue welches Ende für mich vorgesehen ist und sollte ein Weiterlaufen nicht mehr möglich sein, werde ich die letzten Kilometer bis Santiago Hilfe in Anspruch nehmen und wie auch immer, am Sonntag dann in Santiago ankommen.

Meine Reise neigt sich langsam dem Ende entgegen und ich bin voller Dankbarkeit und ich bin bereit mein Ende so anzunehmen, wie es kommt. Hier im Kloster laufen verschiedene Pilger mit den unterschiedlichsten Schmerzen rum und alle haben es bis hierher geschafft und wollen nach Möglichkeit in wenigen Tagen in Santiago ankommen. Ich habe jetzt 780 Kilometer zu Fuss zurück gelegt und ich durfte dabei so wundervolle Erfahrungen machen und egal wie das Ende nun ausfallen wird, es wird immer mein ganz persönlicher Camino bleiben.

Ich werde noch einmal um Unterstützung und Hilfe bitten und ich werde sehen, ob ich schon alle Wunder hier erlebt habe oder ob noch ein weiteres hinzu kommen wird.

Ich wünsche mir dieses Wunder sehr, aber ich habe ebenso Vertrauen in das, was da für mich kommen wird.

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