Jakobsweg

Auf und nieder, immer wieder.

Die heutige Etappe von Caminha nach Oia konnte sich nicht so recht entscheiden, ob sie schön sein wollte oder doch eher ein Fressen für den inneren Schweinehund war.
Am Morgen durfte ich mit den beiden Jungs Benedikt und Jakob von der Unterkunft in Caminha aus starten und nachdem wir mit dem Taxiboot nach Spanien übergesetzt waren, machten wir uns zu dritt auf den heutigen Weg.
Kaum waren wir unterwegs, kam auch schon der erste heftige Regenschauer, der sowohl unsere Schuhe als auch unsere Kleidung komplett durchnässte.
Früh am Morgen mit nassen Klamotten und Schuhen aufzubrechen ist schon eine Herausforderung und auch im weiteren Verlauf des Tages sollte sich Regen und Sonnenschein ständig abwechseln.
Mal war es nass und kalt, mal warm und drückend unter der Regenjacke.
Eine Zeit lang liefen wir zu dritt und die beiden Jungs sind sehr nette Zeitgenossen und Jakob mit seinen erst 19 Jahren ein aufgewecktes Kerlchen. Er ist definitiv weiter als ich in seinem Alter war.
Ich denke, Benedikt hat hier auf dem Camino ein Thema für sich zu klären und der Inhalt dbzgl bleibt natürlich unter uns, da wir in unserer kleinen Runde darüber gesprochen haben. Lieber Benedikt: ich denke, du kennst die „Antwort“ schon und ich wünsche dir, dass du deine Entscheidung unabhängig von anderen Menschen und Meinungen treffen kannst.
Es war schön mit den beiden Jungs unterwegs zu sein, aber nach einer Weile wollte ich mich wieder mehr auf meinen eigenen Weg konzentrieren und so habe ich sie irgendwann wieder zu zweit weiterziehen lassen. Buen Camino ihr Lieben, es war schön mit euch ein Stück des Weges zu gehen.
Es sollte wieder ein Auf und Ab werden und so eine Etappe muss man einfach gehen.
Die Etappe war wie das richtige Leben. In einem Moment ist es dunkel, nass und kalt und im nächsten Moment scheint wieder die Sonne mit all ihrer Wärme.

Hier liege ich nun in meiner Unterkunft auf dem Bett mit Blick auf das Meer und höre das Rauschen der Wellen.
Mein rechter Fuß ist am Spann geschwollen und entzündet und braucht jetzt Pflege.

Entzündungen sind ein Thema, das mich schon lange begleitet.

Vor über 20 Jahren wurde bei mir eine chronische Rückenmarksentzündung diagnostiziert, und nach einem ersten Schock habe ich für mich einen guten Weg gefunden, damit umzugehen.

Ich verleugne die Krankheit nicht, gebe ihr aber auch nicht zu viel Raum und habe mich deshalb schon vor über 10 Jahren weitgehend von der Schulmedizin verabschiedet und nehme keine Medikamente.

2019 war ich auf dem Camino del Norte und bin in 6 Wochen 840 Kilometer gelaufen und nachdem man mir vor 20 Jahren eher den Rollstuhl prognostiziert hatte, war es mein unbändiger Wille und eine Kraft von außen, die mich unter vielen Schmerzen bis nach Santiago getragen hat.

80 Kilometer vor Santiago konnte ich objektiv nicht mehr laufen und als ich um Hilfe bat, wurde sie mir gewährt.

Morgen will ich versuchen, bis Vigo zu kommen, aber das wären 40 Kilometer.
Von Vigo nach Santiago wären es dann noch 102 Kilometer, die ich auf 5 Etappen verteilen möchte. Nach Finistere und Muxia, hinter Santiago, werde ich nicht mehr laufen und würde mich freuen, wenn es eines Tages einen Menschen in meinem Leben gibt, der mit mir die restlichen Kilometer bis zum „Ende der Welt“ laufen und dort mit mir den Sonnenuntergang betrachten möchte. Bis dahin kann ich warten.

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