Jakobsweg

Der körperliche Knockout

Lange Zeit gab es keinen neuen Beitrag von mir und dies hatte seine Gründe. In den letzten Monaten ging es mir körperlich leider oft nicht gut und es blieb nicht mal mehr die Kraft zum Schreiben. Was war passiert und warum konnte ich mich plötzlich nicht mehr auf meinen Körper verlassen? Es begann im August, als ich immer häufiger völlig erschöpft war und tagelang unter Kopfschmerzen und Schwindel litt und dadurch das Gefühl hatte den alltäglichen Anforderungen nicht mehr gerecht werden zu können. Ich wachte morgens auf und war direkt über die Maßen erschöpft, obwohl der Tag noch gar nicht begonnen hatte. Diese Erschöpfungszustände, medizinisch „Fatique“ genannt kannte ich zwar bereits, aber über so einen langen Zeitraum, ohne Besserung, waren sie mir neu und machten mir mit der Zeit immer mehr Angst. Ich war schlichtweg nicht mehr in der Lage richtig am Leben teilzunehmen und im Außen stößt man mit einer unsichtbaren Erschöpfung auch eher weniger auf Verständnis. Mein Leidensdruck stieg zusehends und immer häufiger musste ich mich zurück ziehen und konnte dabei selbst nur schwer akzeptieren, dass ich nicht mehr in der Lage war meinen Alltag zu bewältigen. Ab September arbeitete ich dann drei mal die Woche für vier Stunden bei einem Optiker in Landau. Teilweise wusste ich nicht, wie ich diese vier Stunden überstehen sollte und deshalb schätze ich mich glücklich, dass ich dort offen mit meinen gesundheitlichen Problemen umgehen konnte und mir im Gegenzug immer Verständnis entgegen gebracht wurde. Dort traf ich auf einen Arbeitgeber und Kollegen, die mir glaubten und mich jederzeit unterstützen. Ich weiß, dass dies nicht selbstverständlich ist und deshalb bin ich dafür auch sehr dankbar. Arztbesuche wurden für mich in dieser Zeit immer frustrierender, nicht nur, weil mir zunächst niemand helfen konnte sondern auch, weil man mir gar nicht richtig zuhhörte. Es war schließlich eine Kundin beim Optiker, die sich später für mich als Ärztin heraus stellte und in der ich dann endlich eine Medizinerin fand, die mich ernst nahm, mir zuhörte und die vor allem meinen Weg der alternativen Medizin unterstützte. Ich war unglaublich dankbar, dass mir nach langer Zeit eine Ärztin zugehört hatte und mir das Gefühl gab, mir wirklich helfen zu wollen. Es folgten in kurzer Zeit Blutuntersuchungen, Infusionen, Akupunktur und vor allem ganzheitliche Ansätze. Endlich sah Jemand in mir einen individuellen Menschen und nicht irgendeine Akte oder eine chronische Erkrankung. Während nach der vierten Infusion eine deutliche Besserung eintrat und ich endlich wieder Hoffnung schöpfte, kam es eine Woche später dann allerdings wieder zum Rückschritt und zu neuerlichen Erschöpfungszuständen. Wieder waren da diese heftigen, nicht enden wollenden Kopfschmerzen, der Schwindel und diese abnorme Müdigkeit. Mittlerweile befand ich mich vier Monate in dieser desolaten körperlichen Verfassung und die Zuversicht auf Besserung schwand zusehends.

Wie kam es zu diesem Zustand und was waren die Ursachen? Vorweg, ich habe keine Antwort, lediglich eine Theorie bzw. Vermutungen . Ich habe zum einen mit der chronischen Erkrankung Multiple Sklerose sicherlich eine generelle Anfälligkeit für eine Fatique und zum anderen kam die letzten Jahre bei mir so einiges zusammen, was für diesen „knockout“ verantwortlich sein könnte. So war ich zum Beispiel fünf Jahre selbstständig mit meiner Modeboutique und hatte in dieser Zeit nur ganz wenige Pausen. Ich habe über mehrere Jahre sechs Tage die Woche von morgens bis abends durchgearbeitet und in diesen fünf Jahren lediglich einen einzigen Krankheitstag gehabt. Ich musste einfach immer funktionieren und krankheitsbedingt ausfallen war einfach keine Option. Innerhalb der Zeit in meiner Boutique kam dann noch die private Trennung von meinem Ex Partner und damit verbunden anschließend eine tiefe, persönliche Krise. In diesem Zustand führte ich meinen Laden noch zweieinhalb Jahre weiter und löste dann zunächst meine Wohnung und am Ende noch meinen kompletten Laden alleine auf. Ich war am Ende meiner Kräfte und in diesem Zustand machte ich mich dann auf den Jakobsweg und lief dort sage und schreibe 840 Kilometer in sechs Wochen . Der Camino tat zwar meiner Seele gut, aber nur wenige Wochen nach meiner Rückkehr fingen meine körperlichen Probleme an. Mein Körper kam nicht mehr hinterher und ich glaube er hat dann einfach irgendwann gestreikt und sich seine Auszeit genommen und mich dabei in eine Art Dämmerzustand versetzt.

Die Seele durfte auf dem Jakobsweg zwar etwas heilen, aber mein Körper musste auch dort wieder Höchstleistungen erbringen.

Erfahrt als nächstes warum ich mich Ende November wieder auf den Weg gemacht habe und wie es mir dabei körperlich erging und warum ich mehrmals kurz davor war aus gesundheitlichen Gründen meine Reise abzubrechen und wie ich am Meer und in der Sonne auf Fuerteventura wieder zu Kräften kam. Mittlerweile habe ich konkrete Zukunftspläne und das Projekt „Zeit für einen Mutausbruch“ spielt dabei eine zentrale Rolle.

2 Kommentare

  • Marina

    Hallo Andreas,
    ich bin´s nochmal Marina von den Aussteigern, hab gerade ein wenig in deinem Blog gestöbert , weißt Du ich hatte mal Krebs und das damals mit 25 Jahren und durch diese Erfahrung ich schreibe bewusst nicht Krankheit , weil es für mich eine Lebenserfahrung war die mich wachsen lies vor allem aber habe ich gelernt mit meinem Unterbewusstsein zuarbeiten und welchen Einfluss ich damit auf meinen Körper bekomme ich hatte das Glück am eigenen Leib zu erfahren das wenn ich etwas wirklich wirklich will dann geht alles wirklich ALLES .
    Also du musst es wirklich wollen egal was es ist, es wird dir einen Weg zeigen um zum Ziel zu kommen.

    LG mari

    • andreasfischl

      Hallo Marina,

      vielen lieben Dank für Deine Worte. Das mit der „Erkrankung“ sehe ich genauso wie Du (siehe hierzu meinen Beitrag „Sorge für Dich selbst, als wärst Du die Liebe Deines Lebens“ unter der Rubrik Weisheiten). Es sind die sog Krisen in unserem Leben, die uns wachsen lassen.

      Fühl Dich von mir umarmt

      Andreas

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