Jakobsweg,  Weisheiten

Die letzte Etappe

Ende Januar diesen Jahres erhielst Du die Diagnose malignes Melanom. Dies hatte bereits gestreut und es wurden drei größere Hirnmetastasen bei Dir festgestellt. Mir persönlich war schnell klar, dass Du nicht mehr viel Zeit in diesem irdischen Leben haben wirst, wusste aber nicht, wie bewusst Du Dir darüber warst. Erst nach Deinem Tod fand ich einen Brief von Dir indem klar wird, dass Du sehr genau bescheid wusstest. Wir hatten nicht die ganz enge Beziehung und dennoch oder gerade deshalb wollte ich Dich bei Deiner letzten Etappe begleiten und gemeinsam mit Dir laufen.

Am 30. März fand man Dich vorm Keller liegend und Du kamst ins Krankenhaus und hast es bis zu Deinem Tod am 05.05. leider nicht mehr nach Hause geschafft obwohl es Dein größter Wunsch war. Du hattest starke Tagesform Schwankungen und jeden Tag musste ich mich überraschen lassen, in welcher Verfassung Du Dich befandst.

An guten Tagen hast Du mir viel aus Deinem Leben erzählt und wir liefen gemeinsam über den Krankenhaus Flur und einmal sogar zur nahegelegenen Eisdiele. An schlechten Tagen saß ich einfach nur neben Dir, hielt Deine Hand und war einfach nur da und half Dir bei den täglichen Herausforderungen, die zusehends schwieriger für Dich wurden. Manchmal warst Du in einer „anderen Welt“ und ich durfte lernen Deine Wahrnehmung und Wahrheit so stehen zu lassen und sie als Deine Welt zu akzeptieren.

Unser bestes Gespräch hatten wir meiner Meinung nach, als ich Dich an einem Deiner schlechteren Tage an die Bettkante mobilisiert hatte und Dich einfach nur 30 Minuten im Arm hielt. Wir waren uns sehr nah und meiner Wahrnehmung nach, haben wir an diesem Tag wortlos ganz viel geklärt.

Ich war bereit für Deine letzte Etappe und bereit Dich loszulassen. Aus meiner heutigen Weltanschauung bist Du nur grobstofflich von dieser irdischen Welt gegangen, während Dein Geist und Deine Seele weiterhin hier unter uns sind.

Ich bin sehr dankbar, dass ich die Gelegenheit hatte Deine letzte Etappe mit Dir gemeinsam laufen zu können und bin im tiefen Frieden. Ich glaube wir durften viel voneinander lernen und haben uns gegenseitig auch stets gefordert, um daran wachsen zu können.

Ich habe nicht das Gefühl von Trennung oder Verlust und weiß, dass ich jederzeit in Kontakt mit Dir treten kann.

Ich danke Dir für alles, was ich an und von Dir lernen durfte und wünsche Dir ein herzliches „Buen Camino“

Aufwiederdersehen Papa ❤️

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