Suis ton coeur
Folge Deinem Herzen!
Ich hatte von einer Seite im Internet gehört, wo Menschen Urlaub gegen Hand tauschen. Zunächst wusste ich nicht so genau, was ich mir darunter vorstellen bzw. wie so ein Tausch genau vonstatten gehen sollte. Ich recherchierte und fand heraus, dass Menschen zu sich einladen und ein Zimmer, Apartment, ein ganzes Haus, einen Wohnwagen o.ä. zur Verfügung stellen und Personen dann dort ihren Urlaub verbringen und als Gegenleistung dann ihre Hand, sprich Arbeitskraft oder ihr know how mit einbringen. Es müssen sich also zwei Menschen finden, die sich ergänzen bzw. die voneinander profitieren. Da gibt es ganz unterschiedliche Angebote und Gesuche und die Suche ist quasi von beiden Seiten möglich. Ich ging also erstmals auf die besagte Seite und scrollte die vielen Angebote und Gesuche der unterschiedlichsten Menschen durch und blieb plötzlich bei einem Angebot von Veronika aus Südfrankreich hängen. Es gab zwei Fotos von einem Landgasthaus zu sehen und ich verspürte sofort eine große Anziehung und sah mich vor meinem geistigen Auge vor diesem wunderschönen Landgasthaus in Südfrankreich sitzen.
Ich las mir also den Text von Veronika genauer durch und dachte sofort: „Mensch, die sucht ja genau mich“. Sie schrieb, dass sie ein provenzalisches Landhaus inmitten der Crauebene besitze und vier Ferien Apartments auf dem Anwesen betreibe und dafür einen Fotografen suche, der diese Gästehäuser für ihre Internetseite und social media besonders schön ins rechte Licht setzen könne. Weiter schrieb Veronika, dass sie eine multikulturelle sechs köpfige Familie mit Hund und zwei Katzen habe und sie etwas außerhalb der Zivilisation lebe und Arles ca. zehn Autominuten entfernt sei.
Arles mit seinem historischen Ortskern liegt an der Rhone, 24 km vom Mittelmeer entfernt. Zu Arles gehören neben dem Ortskern ein neueres Stadtgebiet und das Gebiet der nördlichen und östlichen Camargue, weshalb Arles mit ca. 760 km² die flächenmäßig größte Gemeinde Frankreichs ist.
Veronika schrieb in ihrer Ausschreibung weiter, dass man während der Zeit des Aufenthaltes in ihrer Ferienwohnung „Camargue“ unterkommen und gemeinsam mit der Familie hauptsächlich einfache, vegetarische Sommerspeisen zu sich nehmen würde. Für entspannte Stunden gäbe es unter den 100jährigen Platanen einen Leseplatz oder man könne sich auch einfach am hauseigenen Pool erfrischen.
Ich hatte mich schon längst verliebt und wie automatisch kommentierte ich die Ausschreibung von Veronika und erzählte ihr, dass ich den Jakobsweg gelaufen bin und zwar kein professioneller Fotograf sei, aber gerne fotografiere und meiner Meinung nach auch ein Auge dafür habe und ich mir gut vorstellen könne das wundervolle Anwesen fotografisch in Szene zu setzen. In meinem Überschwang machte ich mir zunächst überhaupt keine Gedanken, wie ich das zeitlich bei mir unterbringen sollte, aber ich folgte einfach mal wieder meinem Gefühl und meinem Herzen. Da war sofort diese große Anziehungskraft und diese Vertrautheit, die man nicht erklären kann und die ich heute für mich auch nicht mehr in Frage stelle. Ich habe gelernt, dass ich sehr feinfühlig und sensibel bin und die Gabe habe Energien zu spüren und wahrzunehmen. Ich wusste einfach, dass ich dort hin gehöre und bin nur meinem Gefühl und meinem Herzen gefolgt.
Zwei Tage später schrieb mir Veronika, dass sie auf meinem Blog und meinem Instagram Account gewesen sei und dass sie auch denke, dass es menschlich zwischen uns gut passen würde und wenn ich ihr schnell zu oder absagen könne, ihre Entscheidung einfach wäre.
Meinem Herzen folgend hatte ich also ganz schnell kommentiert und nun wurde es plötzlich mit einem Schlag konkret. Eigentlich habe ich gar keine Zeit für einen Trip nach Frankreich, bekomme ich überhaupt Urlaub? Bin ich wirklich gut genug als nicht gelernter Fotograf ein ganzes Landhaus zu fotografieren? Das Chaos in meinem Kopf war perfekt. Ich antwortete Veronika und bedankte mich für ihr Interesse und ihre Rückmeldung und schnell wurde im weiteren Verlauf klar warum ich genau auf ihre Ausschreibung geschrieben hatte. Wir fingen an uns mehr über uns zu erzählen und immer wieder war da diese Vertrautheit und das Gefühl, dass wir miteinander verbunden sind. Viele Nachrichten wurden geschrieben und ich erklärte ihr auch, dass ich gar nicht genau wüsste, wie ich das zeitlich unter bringen könne und ich gleichzeitig aber auch spüre, dass ich genau an diesen Ort gehöre.
Schnell merkten wir beide, dass wir zwar menschlich sehr gut harmonieren, aber es irgendwie auch gerade nicht der optimale Zeitpunkt sei. Wir vereinbarten also schweren Herzens, dass ich nicht kommen und sie sich stattdessen für einen der anderen Bewerber entscheiden würde.
Es fühlte sich nicht richtig an! Ich wusste innerlich, dass ich derjenige sein sollte, der nach Südfrankreich reist und dieses wundervolle Landhaus in Szene setzen sollte und es schmerzte, dass ich derjenige war, der Veronika aufforderte sich für einen der anderen Bewerber zu entscheiden. Es ließ mich einfach nicht los und dann wurde mir klar, dass ich meinem Herzen folgen müsse und fasste den Entschluss nach Südfrankreich zu reisen. Jetzt gab es das nächste Problem. Ich selbst war es, der Veronika aufforderte eine andere Person für das Projekt auszuwählen. An diesem Tag kam dann aber eine neue Nachricht von Veronika, wo sie mir nochmals mitteilte, dass sie es schade fände, dass es mit uns nicht geklappt hätte und sie immer noch etwas Hoffnung hatte und bislang keine andere Person ausgewählt habe. Jetzt war es ganz klar, ich musste es einfach tun und ich glaube wirklich, dass wir uns gegenseitig ausgewählt haben.
Es geht also nach Südfrankreich! Wie sieht Veronika eigentlich aus, wie alt ist sie und wer ist ihr Mann und die Kinder? Diese Fragen stelle ich mir nur ganz kurz und im nächsten Moment wird mir klar, dass ich dies alles gar nicht wissen muss. Alles was ich wissen muss, habe ich längst schon gespürt. Ich fahre also nach Südfrankreich zu einer Familie, die ich noch nie gesehen und deren Wärme und Herzlichkeit ich lediglich gespürt habe.
Lest Morgen wie die Ankunft in Südfrankreich ausgefallen ist und ob mein Gefühl richtig gelegen hat oder ob es am Ende doch zu einer großen Überraschung kam.