Vorübergehend den inneren Frieden gefunden
Was für eine Etappe gestern.
11 Stunden und 40 Kilometer ging es für mich von Oia nach Vigo.
Ich bin morgens um 8:00 Uhr gestartet und obwohl ich am Anfang noch etwas verschlafen war, habe ich schnell meinen Rhythmus gefunden.
Ich hatte Spaß und vor allem lief ich mit innerer Ruhe.
Ganz bei und mit mir selbst lief ich bereits am Vormittag viele Kilometer.
Nach einer Kaffeepause wollte dann mein geschwollener rechter Fuß nicht mehr so recht in Bewegung kommen und so sprach ich an den Felsen den Pilger Bruder Stefan an, ob er vielleicht eine entzündungshemmende Salbe für mich im Rucksack hätte.
Er hatte und gab sie mir bereitwillig und fragte gleichzeitig, ob er für mich und meinen Fuß beten dürfe. Natürlich durfte er, und obwohl der Fuß stark angeschwollen war, machte er im Laufe des Tages keine großen Schmerzen mehr.
Am Ende des Tages kam ich wegen einer geschlossenen Herberge erst um 19:00 Uhr in Vigo an und hier gab es dann erst einmal ein kaltes Bad für den lädierten Fuß.
Im Laufe des Tages stand auch schon mehr oder weniger fest, dass ich die Voraussetzungen für eine Ankunft in Santiago schaffen wollte und so entschied ich mich, meinen geplanten Rückflug von Freitag auf nächsten Mittwoch umzubuchen.
Ich liege zwar schon über dem Budget, aber ich denke, ich habe mir die Chance verdient, in Santiago anzukommen, wenn mein Körper die letzten Anstrengungen noch mitmacht.
Ich bin sehr in meiner Mitte, so dass es für mich heute zum ersten Mal stimmig war, eine längere Strecke mit jemandem zusammen zu laufen.
Plötzlich stand Linda aus Holland vor mir und lächelte mich freundlich und offen an und so sind wir gemeinsam bis nach Ribadeo gelaufen und haben hier in der gleichen Herberge übernachtet.
Ich bin froh, dass ich noch ein paar Tage vor mir habe und so Gott will, werde ich in 86 Kilometern Santiago erreichen.
Ich werde sehen, welches Ende für mich vorgesehen ist und spätestens seit dem letzten Camino weiß ich, dass man da mit Demut von Tag zu Tag schaut.
Auf dem Jakobsweg bekommt man übrigens nicht, was man will, sondern was man braucht!